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Séverine Trouilloud


Ist seit zwanzig Jahren in der Kultur- und Wissenschaftsvermittlung tätig: Séverine Trouilloud


Liebe Séverine, du bist seit vielen Jahren Projektleiterin von «L’éprouvette», einem öffentlichen Labor, das dem «Service Culture et Médiation scientifique» (SCMS) der Uni Lausanne angegliedert ist. Was ist der SCMS und was sind seine Hauptaufgaben?

Der «Service Culture et Médiation scientifique» wurde vor zwei Jahren gegründet mit dem Ziel, das Vermittlungsangebot der Uni Lausanne – sowohl der Geistes- und Sozialwissenschaften als auch der Natur- und Umweltwissenschaften – sowie die zahlreichen kulturellen Aktivitäten auf dem Campus unter einem Banner zusammenzufassen. Unsere Aufgabe ist es, dem Publikum Instrumente an die Hand zu geben, um über Wissenschaft zu diskutieren und diese zu hinterfragen. Alle unsere Vermittlungsaktivitäten haben zum Ziel, Wissenschaft und Gesellschaft in einen Dialog zu bringen.

Kannst du einen Einblick in die Vermittlungsformate geben, die im Rahmen von "L'éprouvette" angeboten werden?

In unserem Labor bieten wir Workshops an, in denen wir Wissenschaft mit Instrumenten und Methoden praktizieren, die auch in einem professionellen Forschungslabor zum Einsatz kommen. Es sind also sehr praxisorientierte Workshops. Aus unserer Sicht ermöglicht dieser Praxisbezug einerseits, in wissenschaftliche Inhalte einzutauchen und andrerseits, auch die Funktionsweise und Herausforderungen der Wissenschaft zu verstehen. Darüber hinaus


Unsere Aufgabe ist es, dem Publikum Instrumente an die Hand zu geben, um über Wissenschaft zu diskutieren und diese zu hinterfragen.

führen wir eine Vielzahl weiterer Vermittlungsformate durch: Austauschtreffen mit Forschenden der Uni Lausanne, Marktstände, spielerische Formate wie zum Beispiel ein escape-Game, multimediale Plattformen… und zurzeit bieten wir zum Beispiel auch sogenannte «repas des sciences» an. Dabei können sich Teilnehmende und Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fachgebieten an einem runden Tisch kennenlernen und aus unterschiedlichen Perspektiven gemeinsam über ein vorgegebenes Thema diskutieren.


"Der Praxisbezug ermöglicht zu verstehen, wie Wissenschaft funktioniert und die Herausforderungen kennenzulernen, mit denen Wissenschaftler*innen bei ihren Forschungen konfrontiert sind." - Zwei Teilnehmende eines Workshops. (© UNIL)

Eure Laborräume befinden sich mitten auf dem Campus der naturwissenschaft-lichen Fakultät. Arbeitet ihr für die Entwicklung eurer Vermittlungsangebote auch mit den Studierenden der Universität Lausanne zusammen?

Ja, und zwar in unterschiedlichen Formen. Einerseits führen viele Studierende bei uns Workshops und Aktivitäten durch. Und andrerseits haben die Studierenden die Möglichkeit, im Master-Studiengang die Vertiefung «Wissenschaftsvermittlung» zu wählen und während eines ganzen Semesters eine praxisorientierte Ausbildung in diesem Bereich zu absolvieren. In Zusammenarbeit mit uns entwickeln die Studierenden im Laufe des Semesters verschiedene Vermittlungsaktivitäten, die dann an den einmal jährlich stattfindenden «Portes ouvertes» der Uni Lausanne angeboten und von den Studierenden selbst durchgeführt werden.

Im Gegensatz zu vielen Museen finden bei euch keine Wechsel- oder Sammlungsausstellungen statt, an denen sich das Vermittlungsangebot orientiert. Wie wählt ihr die Themen aus, zu denen ihr Vermittlungsaktivitäten entwickelt?

Das ist unterschiedlich. Manchmal kommen Wissenschaftler*innen der Uni Lausanne mit einem Themenvorschlag zu uns, manchmal erhalten wir Impulse und Anfragen von einem unserer Partner, um gemeinsam ein Vermittlungsprojekt zu entwickeln. Wichtige Partner, mit denen wir viel zusammenarbeiten, sind die städtischen und kantonalen Museen von Lausanne – wie zum Beispiel das Musée de la Main, das Musée de Géologie oder das Musée de l’Elysée. Und manchmal entscheiden wir auch selbst, ein bestimmtes Thema zu behandeln, das uns besonders wichtig erscheint.


"Unsere Aufgabe ist es, die Forschungen, die an der Uni gemacht werden, einem breiten Publikum zugänglich zu machen – das heisst, man arbeitet mit den Forschenden gemeinsam, aber auch mit deren Instrumente." - Einblick in Workshops von "L'éprouvette". (© UNIL)


Du hast eure Kooperationen mit anderen Partnern wie Museen erwähnt. Wie unterscheidet sich deiner Meinung nach die Vermittlungsarbeit einer Universität von derjenigen eines Museums?

Unseren Ausgangspunkt bildet grundsätzlich die Forschung. Das ist zwar nicht immer der Fall, denn wir behandeln in den Workshops natürlich auch Grundlagen, die nicht unmittelbar mit der Forschung zu tun haben. Aber die Idee ist schon, die Forschungen, die an der Uni gemacht werden, einem breiten Publikum zugänglich zu machen – das heisst, man arbeitet mit den Forschenden gemeinsam, aber auch mit deren Instrumente. Das ist vielleicht ein Unterschied zu den Museen: Bei uns geht es nicht nur um die Inhalte, sondern auch um die Vermittlung wissenschaftlicher Methoden und Instrumente.


Im Rahmen der Austauschveranstaltung «mediamus échange No. 2 : Susciter la réflexion et l'action des publics par des activités de médiation culturelle ?» vom Oktober 2021 hast du euer aktuelles Vermittlungsprojekt «Val d’Hérens 1950/2050» vorgestellt. Um was geht es bei diesem Projekt?

Gemeinsam mit dem Interdisziplinären Bergforschungszentrum (CIRM) haben wir ein Projekt ins Leben gerufen, an dem Forschende der Uni Lausanne, Künstler*innen sowie Bewohner*innen des Eringertals im Wallis beteiligt sind. Unser Ziel ist zu verstehen, wie sich das Eringertal in den letzten Jahrzehnten im Kontext des Klimawandels, aber auch des ökologischen und digitalen Übergangs verändert hat. Wir möchten gemeinsam die Auswirkungen dieser Transformationen auf Landschaft, Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft analysieren und über die Zukunft des Lebens in den Bergen nachdenken. Die


"Im Palais de la découverte in Paris durfte ich Vermittlungsaufgaben übernehmen und zum Beispiel einen 3D-Film mit dem Titel «Voyage au centre de la cellule» moderieren, bei dem es um sehr verschiedene Fragen wie zum Beispiel den Ursprung des Lebens, Genetik, Gentechnik ging – also um Fragen im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft." – Modell einer Zelle.


Idee ist, dass Wissenschaftler*innen und Bergbevölkerung gemeinsam das Thema des Klimawandels untersuchen und sich gegenseitig mit ihrem Wissen weiterbringen. Die Forschenden haben ihre Vorgehensweise, um Messdaten zu sammeln und zu analysieren, aber die Bergbevölkerung bringt ebenfalls Wissen mit in Bezug auf den Klimawandel: Sie erlebt die sozioökonomischen Entwicklungen in der Region seit den 1950er-Jahren – und dieses Wissen soll geteilt werden. Das Projekt kombiniert also partizipative Forschung und wissenschaftliche Vermittlung in einem.



Welche Aufgabe übernimmt dabei die Vermittlung?

Unsere Aufgabe in der Vermittlung ist es, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten, mit ihnen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu diskutieren. Wir haben zum Beispiel "randonnées participatifs" gemacht, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen – beispielsweise zur Frage, wie der Klimawandel den Wald und die Landwirtschaftsflächen verändert. Gleichzeitig haben wir diese «randonnés participatifs» auch dazu genutzt, um gemeinsam mit den Teilnehmenden die Bäume hinsichtlich ihrer Reaktion auf den Klimawandel zu untersuchen und Daten zusammenzutragen. Da haben alle Teilnehmenden


Das Ziel ist zu verstehen, wie sich das Val d'Hérens in den letzten Jahrzehnten im Kontext des Klimawandels, aber auch des ökologischen und digitalen Übergangs verändert hat. Unsere Aufgabe in der Vermittlung ist es, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten, mit ihnen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu diskutieren.

mitgemessen und es konnte viel Wissen ausgetauscht werden und es gab Gelegenheit Fragen zu stellen und zu diskutieren. Und für das nächste Jahr planen wir ein Projekt, für das wir mit einem Gymnasium zusammenarbeiten. Gemeinsam mit den Schülern werden wir einen Fragebogen zu den sozioökonomischen Veränderungen im Eringertal entwickeln und diese Fragen werden die Schüler*innen dann mit ihrem Umfeld (also Grosseltern, Eltern etc.)


"Die Forschenden haben ihre Vorgehensweise, um Messdaten zu sammeln und analysieren, aber die Bergbevölkerung bringt ebenfalls Wissen mit in Bezug auf den Klimawandel, sie erleben die sozioökonomischen Entwicklungen in der Region seit den 1950er-Jahren – und dieses Wissen soll geteilt werden." - Blick auf das Eringertal im Wallis. (© Unsplash)


diskutieren. Und schliesslich wollen wir all unsere Resultate und Erkenntnisse natürlich auch zurückspielen an die Bevölkerung mit Tagungen und Austauschveranstaltungen. Aber das Projekt hat erst diesen Juni angefangen und dauert mindestens zwei Jahre, vielleicht auch länger. Wir sind also noch ganz am Anfang.

Ein Aspekt, der bei der mediamus-Austauschveranstaltung ebenfalls diskutiert wurde, war die Frage, wie man über das Thema Klimawandel sprechen kann, ohne die Teilnehmenden angesichts der alarmierenden Situation zu deprimieren oder zu entmutigen. Wie begegnest du dieser Problematik?

Eine schwierige Frage. Ich denke, eine Herausforderung besteht darin, dass nicht nur das Thema "Klimawandel" an sich komplex und anspruchsvoll ist, sondern dass es auch etwas ist, das schwierig ist, wahrzunehmen. Man sieht die langfristige Entwicklung und man bemerkt ausserordentliche Klimaereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren, aber letztlich muss man den Wissenschaftler*innen glauben. Es geht also um die Frage, wie man die Leute dazu bringt, sich angesprochen und "getriggert" zu fühlen. Dazu muss man meiner Ansicht nach beim Wissen beginnen, das sie selbst mitbringen und ihnen Methoden


Ich denke, eine Herausforderung besteht darin, dass nicht nur das Thema «Klimawandel» an sich komplex und anspruchsvoll ist, sondern dass es auch etwas ist, das schwierig ist, wahrzunehmen. Man sieht die langfristige Entwicklung und man bemerkt ausserordentliche Klimaereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren, aber letztlich muss man den Wissenschaftler*innen glauben.

aufzeigen, wie sie eigene Beobachtungen machen und einordnen können. Aber es soll nicht darum gehen, sie mit einer Lawine von demoralisierenden Fakten zu lähmen. Man muss die Leute konfrontieren, aber konkrete Lösungsvorschläge aufzeigen und auch über Emotionen wie Ängste diskutieren. Das Komplexe ist also, dass sich das Ganze nicht nur auf einer wissenschaftlichen Ebene abspielt.


Nun zu dir: Wie bist du Kulturvermittlerin geworden? Was hat dich dazu bewogen, nicht den Weg in die Wissenschaft, sondern in die wissenschaftliche Vermittlung einzuschlagen?

Ich habe Biologie studiert und am Ende meines Studiums war für mich klar, dass ich nicht in die Forschung wollte, weil ich mich nicht spezialisieren wollte, sondern mich stattdessen für eine grosse Themenbreite interessierte. Anschliessend ans Studium habe ich deshalb berufsbegleitend einen Master im Bereich «Konzeption von wissenschaftlichen und technischen Ausstellungen» gemacht. Ich hatte eine Woche im Monat theoretischen Unterricht, und die restliche Zeit habe ich Praktika in zwei Pariser Wissenschaftsmuseen absolviert – im "Exploradôme" und im "Palais de la découverte". Im "Palais de la


Was für mich die Faszination für die Kulturvermittlung ausmacht, ist Wissen zu teilen und weiterzugeben, aber umgekehrt auch Wissen zu erhalten, denn Kulturvermittlung ist für mich immer wechselseitig.

découverte" durfte ich dann auch Vermittlungsaufgaben übernehmen und zum Beispiel einen 3D-Film mit dem Titel «Voyage au centre de la cellule» moderieren, bei dem es um sehr verschiedene Fragen wie zum Beispiel den Ursprung des Lebens, Genetik oder Gentechnik ging – also um Fragen im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Und dieser Austausch war für mich sehr interessant und bereichernd. Aber den Anstoss zur Kulturvermittlung hat ein Erlebnis während meines Studiums gegeben. Ich habe damals als Aufsichtsperson in einer zeitgenössischen Kunstgalerie gearbeitet und wurde gebeten, die Kunstwerke zu erläutern und dem Publikum näherzubringen. Und das war eigentlich mein erster Kontakt mit Kulturvermittlung - paradoxerweise im künstlerischen Bereich, also der Kunstvermittlung.

"Wir profitieren auf der inhaltlichen Ebene sehr viel vom Wissen der Forschenden und haben dann die Aufgabe, die Diskussionen so zu leiten, dass das Publikum Zugang erhält zu diesem Wissen und dazu angehalten wird, dieses in einen Kontext zu stellen und zu hinterfragen." - Blick auf ein anatomisches Modell.



Und die Faszination für die Kulturvermittlung ist bis heute geblieben?

Ja, mir macht es immer noch sehr viel Spass. Viele Formate und Aktivitäten haben sich seither geändert, aber was für mich immer noch die Faszination ausmacht, ist Wissen zu teilen und weiterzugeben, aber umgekehrt auch Wissen zu erhalten. Denn Kulturvermittlung ist für mich immer wechselseitig. Die Diskussionen in unseren Workshops sind oft sehr leidenschaftlich, denn die Leute bringen viel Wissen mit.


Wie hat sich deiner Meinung nach die Kulturvermittlung in den vergangenen zwanzig Jahren verändert?

Ich denke, die Themen kommen heute viel stärker aus der Gesellschaft und haben eine andere Dringlichkeit – wie zum Beispiel im Fall der Corona-Epidemie oder des Klimawandels. Man sieht, dass die Themen der Wissenschaft eng mit der Gesellschaft verknüpft sind und einen grossen Einfluss auf unser Leben haben. Deshalb habe ich den Eindruck, dass die Vermittlung sich stärker mit diesen Themen befasst als noch vor zwanzig Jahren, als es noch


Ich denke, die Themen kommen heute viel stärker aus der Gesellschaft und haben eine andere Dringlichkeit – wie zum Beispiel im Fall der Corona-Epidemie oder des Klimawandels. Man sieht, dass die Themen der Wissenschaft eng mit der Gesellschaft verknüpft sind und einen grossen Einfluss auf unser Leben haben.

mehr um grundlegende Fragen ging, wie beispielsweise darum, die Aufgaben und Methoden der Wissenschaft und Forschung im Allgemeinen zu erklären. Es gab auch schon vor zwanzig Jahren einen Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, doch er ist in den vergangenen Jahren noch intensiver geworden.


Gibt es eigentlich wissenschaftliche Themen, die besonders schwierig oder einfach zu vermitteln sind?

Komplizierte und vielschichtige Themen wie der Klimawandel finde ich wie gesagt schwierig zu vermitteln. Denn wenn man wirklich in die wissenschaftliche Materie eintauchen würde, würde es den Rahmen der jeweiligen Vermittlungsaktivitäten bei weitem sprengen. Es gibt schon Themen, für die sich die Leute einfacher begeistern lassen, wie beispielsweise die Biodiversität oder die Funktionsweise des Geschmackssinnes. Aber meiner Erfahrung nach hilft es meistens schon, wenn die Leute mit einem Mikroskop arbeiten und damit in die Tätigkeit eines Forschers eintauchen können, unabhängig vom Thema. Und nebst dieser praktischen Herangehensweise gibt es auch viele Leute, die einfach einen anderen Blickwinkel auf ein Thema erhalten möchten, als sie sonst in den Medien erhalten. Sie wollen


"Es gibt Themen, für die sich die Leute einfacher begeistern lassen. Aber meiner Erfahrung nach hilft es meistens schon, wenn die Leute mit einem Mikroskop arbeiten und damit in die Tätigkeit eines Forschers eintauchen können – unabhängig vom Thema."- Einblick in das Labor von "l'éprouvette".


Zugang zur Expertise, welche die Forschenden mitbringen. Wenn man beispielsweise ein einstündiges Gespräch mit einem Wissenschaftler oder einer Wissenschaftlerin führen kann, ist das etwas ganz anderes als ein fünfminütiges Interview in einer Zeitung. Dann ist man tatsächlich in einem Dialog, in einer Interaktion. Und ich denke, das ist für viele Besucher sehr attraktiv.


Die Zusammenarbeit zwischen Kuratorium und Vermittlung ist seit fast zwei Jahren ein Themenschwerpunkt von mediamus. In deiner täglichen Arbeit liegt der Schwerpunkt wohl eher auf der Zusammenarbeit zwischen Vermittlung und Forschung. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit? Welchen Herausforderungen begegnest du?

Grundsätzlich funktioniert die Zusammenarbeit gut. Wenn die Forschenden von sich aus mit einem Themen- oder Projektvorschlag zu uns kommen, ist die Zusammenarbeit ohnehin kein Problem, weil sie dann meist zeitlich verfügbar sind. Eine Herausforderung ist es, wenn sich Wissenschaftler*innen bei ihrer Kommunikation in den Details verlieren – was verständlich ist, denn es entspricht der wissenschaftlichen Arbeitsweise. Wir Vermittler*innen sind es uns hingegen gewohnt, uns bewusst für einen Teilbereich des Themas zu entscheiden und alles andere wegzulassen – ich denke, das ist ein Lernprozess, der sehr bereichernd ist für die Wissenschaftler*innen auf der einen und uns Vermittler*innen auf der anderen Seite. Wir profitieren auf der inhaltlichen Ebene sehr viel vom Wissen der Forschenden und haben dann die Aufgabe, die Diskussionen so zu leiten, dass das Publikum Zugang erhält zu diesem Wissen und dazu angehalten wird, dieses zu hinterfragen.


Was ich mir wünsche, ist, dass die Wissenschaftsvermittlung ein Werkzeug für die Gesellschaft ist, um mit den herausfordernden Situationen und Themen umzugehen, mit denen wir als Gesellschaft konfrontiert sind.

Aber ich denke, eine grundsätzliche Schwierigkeit besteht darin, dass die Vermittlungsarbeit, welche die Forschenden mit uns machen, ausserhalb der Uni nicht gewürdigt oder anerkannt wird. Für eine Wissenschaftskarriere zählt die Übernahme von Vermittlungsaufgaben nicht wirklich, Vermittlung ist also immer eine Aufgabe, die zusätzlich zur eigentlichen Arbeit erledigt werden muss. Aus dieser Perspektive kann man verstehen, weshalb die Vermittlung manchmal keine Priorität hat.


mediamus erarbeitet derzeit ein thematisches Dossier zum Thema "Inklusion und Diversität». Welche Strategien und Projekte verfolgt der SCMS, um beispielsweise Zielgruppen ohne akademischen Hintergrund zu erreichen?

Wir haben vor einiger Zeit untersucht, wer die «Portes ouvertes» der Uni besucht und haben festgestellt, dass die grosse Mehrheit der Besuchenden einen akademischen Hintergrund hat. Für uns sind deshalb Angebote wie der Ferienpass sehr wertvoll, weil damit Kindern mit ganz unterschiedlichen sozioökonomischen Hintergründen der Zugang zu unseren Aktivitäten ermöglicht wird. Und darüber hinaus ist es für uns zentral, in die Quartiere zu gehen, in die Schulen oder eben auch an Orte wie das Eringertal, wo wir Menschen treffen, die einen anderen Erfahrungshintergrund mitbringen.


Und was wünscht du dir für die Zukunft der Kultur- und Wissenschaftsvermittlung?

Was ich mir wünsche, ist, dass die Wissenschaftsvermittlung ein Werkzeug für die Gesellschaft ist, um mit den herausfordernden Situationen und Themen umzugehen, mit denen wir als Gesellschaft konfrontiert sind.



Interview: Silja Widmer

© Fotos: Silja Widmer / UNIL / Unsplash

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